Tierisches

Neulich stand ich gerade in Gera auf dem Hauptbahnhof und wartete darauf, dass alle Fahrgäste eingestiegen waren. Da kam die kleine Anna mit ihrer großen Schwester in letzter Sekunde die Treppe heraufgerannt. Als die zwei sich im Wagen gesetzt hatten und wir losfahren konnten, hörte ich, wie sich die beiden ganz aufgeregt unterhielten. Sie hatten einen Anruf bekommen, dass ihre Oma schlimm gestürzt war und mit gebrochenem Bein ins Krankenhaus eingeliefert wurde. In ihrer Wohnung in Zeitz lag aber Waldi, ihr kleiner Dackel, ohne den die Oma keinen einzigen Schritt ging. Niemand hatte sich in den letzten Stunden um den kleinen Kerl gekümmert und Oma wünschte sich nur eins: Anna sollte Waldi zu sich nach Gera holen.

Als wir in Zeitz ankamen, hatten es die beiden Schwestern sehr eilig. Und sie standen auch schon wieder am Bahnsteig, als ich von Leipzig zurückkam. Dieses Mal trugen sie ein Körbchen bei sich, aus dem ein süßer kleiner Dackel – nicht größer als ein Kätzchen - hervorlugte. Vorsichtig stiegen sie ein. Da dieser kleine Hund geschützt in seinem Behälter lag, brauchte er keine Fahrkarte und musste auch keinen Maulkorb tragen. An der nächsten Station gab es jedoch Ärger. Da stieg ein Mann mit einem großen Schäferhund ein. Er führte ihn zwar an der Leine, doch hatte er ihm keinen Maulkorb angelegt. Der große Schäferhund witterte den Waldi, wollte sich auf ihn stürzen und fing sofort laut an zu bellen, sodass der Kleine ganz erschreckt quiemte und Anna vor Angst zitterte. Da der Besitzer des Schäferhundes keinen Maulkorb für seinen Hund bei sich hatte, musste die Zugbegleiterin sehr streng werden.

Auch die anderen Fahrgäste hatten nämlich inzwischen Angst bekommen. Die Schaffnerin erklärte dem Mann, dass Hunde, die größer sind als eine normale Hauskatze und nicht in einem für sie geeigneten Behältnis transportiert werden, Leine und Maulkorb tragen müssen und außerdem einen Fahrschein brauchen. Das sah der Mann aber nicht ein und schimpfte wie ein Rohrspatz. Sein Hund kläffte dazu. Es war ein ohrenbetäubender Lärm. Da sich die Fahrgäste bedroht fühlten, musste der Mann mit seinem Hund wieder aussteigen.

Anna, ihre Schwester, der kleine Waldi und die anderen atmeten auf. Das war gerade noch einmal gut gegangen.