Bloß keine Hektik verbreiten

Mit letzter Kraft schnauft Ebi in den Erfurter Hauptbahnhof ein. „Uff, das war knapp.“ Stella steht ganz gemütlich auf dem Nachbargleis und grinst Ebi schon entgegen. „Na, du kommst ja heute gerade so auf den letzten Pfiff an. Wo Pünktlichkeit für uns doch so wichtig ist! Ich hatte aber heute Morgen auch einen Fahrgast, der wie ein Verrückter auf den Bahnsteig gerannt kam. Ich sollte gerade los fahren. Beinahe wäre der Mann noch hingefallen vor lauter Hektik. Und im Zug ging das Chaos weiter. Erst fand er seine Fahrkarte nicht, dann fiel seine Aktentasche runter und alles rollte unter die Sitze.“ Ebi muss lachen, als er sich vorstellt, wie die Fahrgäste im Morgenzug auf den Knien rutschen und den Inhalt der Tasche zusammensuchen. „Da ist es bei mir doch wesentlich ruhiger zugegangen“, erzählt er Stella von seinem Tag. „Ich habe heute früh wieder die Schulkinder von Blankenstein nach Bad Lobenstein zur Schule gefahren. Die kennen sich schon gut aus und wissen, dass man nicht auf den letzten Drücker zum Bahnsteig gerannt kommt. Denn nichts ist schlimmer, als wenn  es beim Einsteigen Rempeleien gibt und plötzlich noch jemand stürzt oder auf die Schienen fällt. Und die meisten halten auch ihre Schülerkarten immer schon bereit, um sie den Zugbegleitern zu zeigen.“ Da kann Stella nur zustimmen. „Meine Fahrschüler – zum Beispiel zwischen Hildburghausen und Themar – wissen auch,  wie man sich benimmt. Die setzen sich im Zug gleich ordentlich hin, nehmen den Ranzen auf den Schoß oder stellen ihn so, dass kein anderer darüber stolpert. Und am schönsten ist es, wenn sich die Großen um die Kleineren kümmern und ihnen alles zeigen.“ Ebi nickt: „Da kann sich mancher Erwachsene eine dicke Scheibe abschneiden.“